Die letztes Jahr erschienene MCD NewRage (sic!) World Music“ kündigte es bereits an: Red Harvest sind deutlich härter geworden. Das im Jahre 1996 veröffentlichte Album „Hybreed“ war mehr eine spirituelle, ambiente Klangerfahrung und wies eher dünne metallene Legierungen auf. „Cold Dark Matter betont nun die schon vormals versteckt vorhandene Affinität zu Neurosis und überrascht mit harschen und weitaus kürzeren Liedern, wie sie noch auf „Hybreed“ zu hören waren. Auch die schon vormals vorhandene Elektroisierung tritt nun vollends zu Tage und plötzlich hält auch teilweise der Black Metal Einzug in die Musik Red Harvests. Auf einem der Songs gab sich sogar Fenriz von Darkthrone die Ehre. Die wahnwitzigen Blasts kopulieren mit computergenerierten Beats, was dieser norwegischen Version des Industrial Metals eine unglaubliche Wucht verleiht. Analog hierzu wird ein düstres Bild unserer zunehmend durch Technik verfremdeten Gesellschaft gezeichnet. Titel wie „Fix Hammer Fix“ oder „Junk-O-Rama“ tauchen hingegen tief in die Welt der Drogen ein. Der Witz an dem Album: Oberflächlich betrachtet erschlägt die zupackende Härte der Stücke fast den Hörer, hört man das Album aber intuitiver, wird man der in den Hintergrund gemischten tranzendierenden, subtilen Strukturen der CD gewahr. Auch wenn die verzerrte Stimme dein Fleisch zerfetzt, die Musik deinen Herzrhythmus empfindlich stört – die Spiritualität ist immer noch da, nur wird sie von einer schuppigen Schale geschützt. Das ist auch bitter nötig, denn zarte Gewächse bedürfen ob der Grausamkeit dieser Welt oft eines mächtigen Schutzes.

Veröffentlicht: 2000

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