Review
Artist: RECLOOSE
Titel: Cardiology
- Artist: RECLOOSE
- Label/Vetrieb: !K7, Planet E Communications, Zomba
Matt Chicoine würde wahrscheinlich heute noch im Campus-Radiostudio der arschlangweiligen Studentenstadt Ann Arbor in Michigan sitzen, wäre er nicht seinerzeit auf die mehr oder weniger famose Idee gekommen, sich Dichter, Jazzer und DJs in seine eigene Sendung zum musikalischen Poetry Slam einzuladen. Denn irgendwie muß dadurch Detroit-Legende Carl Craig auf ihn aufmerksam geworden sein, und der signte Chicoine nach nur einem Demotape vom Fleck weg. Und genauso schwer klassifizierbar wie seine Radio-Sessions klingt auch sein Debüt unter dem Namen Recloose: „Cardiology“ kämmt Garage House, furzigen Acid Phonk, Electro und deepe Soul-Elemente gleichzeitig gegen einen in den meisten Tracks präsenten, böse rollenden Breakbeat, daß einem die Styles mehrerer Dutzend amerikanischer Metropolen aus dem Mund zu fallen drohen. Und das alles findet zumindest zu Anfang des Albums zu einem so homogenen Sound zusammen, daß die Pumpe längst nach der verqueren Recloose-Kardiologie arbeitet, bevor einen gegen Ende perverse Nu Jazz-Mutationen mit Folter-Saxophon oder eine ins Detroiter Stahlbad gezoppte Version von „Axel F“ überrumpeln („Get There Tonight“ klingt zumindest, als wäre Harold Faltermeyer beim Innerzone Orchestra eingestiegen). Die nach vorne kickenden, bassigen Tracks könnten auch von nüchternen Super_Collider eingespielt worden sein, doch die Stärke von „Cardiology“ liegt vor allem darin, daß sich Recloose nie auf einen Stilkosmos festlegen läßt. Höchstens auf einen Groove, und der hat einiges zu bieten.
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