(BMG/Warner)
Großes Indianer-Ehrenwort: Ein so dermaßen clever eingefädeltes, gleichsam pop-merkantil wie lukullisch verwertbares Konvolut an faszinierenden Songstrukturen wurde schon seit der (ohnehin nur im Wunschdenken existierenden) Schnittmenge aus Sia und London Grammar nicht mehr ausgeheckt. Kaum neigt man dazu, den allerersten Eindruck mit dem Siegel radiotauglicher Gefälligkeit frankierend abzustempeln, schlägt das auf musikalische Eingaben geeichte Postfach Alarm: Was für ein Sound! Was für eine Stimme! Und was für Songs?! Widerhaken bohren sich tief ins Jenseits einer offensiv zugänglichen Oberfläche, unter der Wave-, Dance- sowie (der Band-Vergangenheit als Operation Guillotine geschuldete) Metal/HC-Raffinessen kauernd nagend lauern. So wird jede Strophe zum Cliffhanger, – bis sich jeder, wohlgemerkt jeder Track unweigerlich ins Hirn f****. Ach, PVRIS sind längst mit Muse, 30 Seconds To Mars und Blink 182 (!) unterwegs? Und das Debüt „White Noise“ kommt bis dato auf rund 128 Millionen Streams, allein beim Platzhirschen der Dienste? Gibt es also noch Hoffnung für Qualität am Markt prosperierender Numerik? „All We Know Of Heaven, All We Need Of Hell“ – die proto-religiöse Ökonomie aus Wissen und Bedarf feiert fröhliche Urständ. Wer meint, sich dem entziehen zu können, kann Begriffe wie Charme oder Begeisterung noch nicht einmal rückwärts buchstabieren. PS: Erinnert sich noch jemand an Chinchilla Green?
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 09/2017