(Domino/GoodToGo)
Missmutigkeit hat einen Namen: Protomartyr. Denn hinter dem, was sich zunächst liest wie eine durchschnittlich klischeebehaftete Death Metal-Band, verbirgt sich seit vier Alben kompromisslos dunkelgrauer Post-Punk, der seine schlechte Laune mit breiter Brust vor sich herträgt und ähnlich geringschätzig auf seine Umwelt blickt wie die vergleichbaren Kollegen von Ought oder Iceage. Vor allen Dingen auf den beiden Vorabsingles, die mit bohrender Konsequenz klarstellen, dass sich seit dem Vorgänger „The Agent Intellect“ nicht viel geändert hat: „A Private Understanding“ versteht sich als grober, auf durchdrehenden Drums aufgebauter Stampfer, der schließlich von einem tosenden Punkrock-Finale niedergemäht wird. „My Children“ zischt auf einem schlanken Basslauf stromlinienförmiger ab und hat das Zeug zum Hit. Nicht der einzige auf „Relatives In Descent“: Auch das rüpelige „Caitriona“ oder das Uptempo von „Don’t Go To Anacita“ sorgen für reichlich Bewegung zu Joe Caseys belegtem Gesang und den grummeligen Bassläufen, während die Gitarren in ähnlich schriller Manier zerplatzen wie zu der Zeit, als Joy Division noch Warsaw hießen. Genauso hervor tun sich in dieser Disziplin „Male Plague“ und das brodelnde „Up The Tower“, ehe „Half Sister“ in einem loopigen, fast nachdenklichen Riff versinkt – der angemessen verdrießliche Abschluss einer fantastisch unversöhnlichen Dreiviertelstunde.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 10/2017
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