(Razgrom)
Eine Electro-Ballade? Nicht ganz. Aber „Undone” mit fragilen (Piano-)Sounds zu Beginn und melodischen Zwischenparts nimmt sich ausnehmend zahm im Soundkosmos um Planet69 aus, in dessen Zentrum Andreas Schubert an den Schaltern und Knöpfen sitzt. Nach vier Minuten schlägt der Albumopener schließlich doch noch einen kleinen Haken und stellt klar, dass der Erfurter, der mit Edriver69 respektive Full Contact69 sonst schwere electro-industrielle Stürme entfacht, nicht in gänzlich anderen Sphären unterwegs ist. Sicher funktioniert das Debüt seines neuesten Projekts jedoch auf etwas andere Art, sonst hätte es schließlich unter bekanntem Banner laufen können. Eine Spur relaxter und aufgeräumter ist der Sound. Die flirrenden Sequenzen bei „Isolation“ erinnern leicht an Mentallo oder Leæther Strip der frühen Neunziger, in „What Is The Impuls“, „Suckerface“ und vielen weiteren Tracks sind kurze, spaßig Melodien verbaut, die Refrains gehen häufig glatt rein – man hat es eher mit klassisch aufgebauten Songs denn Wirkungstracks zu tun. Stücke mit deutlich über 100 BPM sind zwar die Ausnahme, doch die 69-typischen Stimmvocoder, Bassläufe und Gitarrensamples tauchen auch hier regelmäßig auf. Ein Mann kann schließlich nicht aus seiner Haut. Soll er auch nicht.
Jörn Karstedt
Veröffentlicht: 11/2017
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