Auf sensationelle neun Albumproduktionen können die norddeutschen Lieblinge einer ganzen düster-elektronisch gesinnten Generation zurückblicken. Weitaus mehr als ein Jahrzehnt der musikalischen Selbstfindung und Perfektionierung haben sie bewältigt und ein kreatives Ausbluten scheint angesichts dieser jüngsten Veröffentlichung in ferner Zukunft. „Inferno“ ist als erster Teil einer Trilogie mit dem Titel „NUN“ zu verstehen, die noch in diesem Jahr durch zwei weitere EP-CDs komplettiert wird. Dem Gesamtkonzept liegt die Erkenntnis zugrunde, daß sich die Essenz des Individuums in einem Zustand gegenwärtiger Ewigkeit befindet und das „Jetzt“ zum zeitunabhängigen Begriff werden kann. „Inferno“ greift diesen Gedanken auf und bettet ihn in ein dramaturgisch konzipiertes Soundgewand, homogener und zielgerichteter als jedes bisherige Pitchfork-Album. Die Vielfalt und Spannung bleiben jedoch erhalten und musikalisch haben sie sich offenbar näher an ihren Live-Sound angelehnt. Die Produktion klingt wiederum ein bißchen organischer, während die streckenweise sehr filigranen Arrangements sich erst nach mehrfachem Hören zu ihrer vollen Pracht entfalten. Auch deutlich rockigere Songs haben auf „Inferno“ Einzug gehalten („The Spoken Mirror“), die Soundauswahl der elektrolastigen Nummern scheint hingegen zu nicht unwesentlichen Teilen vom grassierenden Eighties-Revival und den damit im Zusammenhang stehenden Produktionstechniken inspiriert zu sein, was dem Sound des Albums eine gewisse Frische verleiht. Bleibt abzuwarten, wie sich „Inferno“ im Zusammenhang mit den ausstehenden Teilen der Trilogie schlägt und inwiefern sich der Eindruck, den das Album jetzt macht, in Anbetracht des Gesamtwerkes noch verändert.
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