(Jagjaguwar/Cargo)
Finde den Humor: Ah, da ist er schon. Ein reguläres Album „New Material“ zu nennen, zeugt bei Preoccupations aus Calgary ganz offensichtlich von schief grinsender Selbstreferenzialität – schließlich ist das Quartett in puncto Namensgebung ein gebranntes Kind, seit es sich kurzzeitig Viet Cong nannte und dafür einiges an Prügel einstecken musste. Ganz anders als für seine Musik, die auf diesem Album noch ein paar Stockwerke tiefer in den Post-Punk-Keller fährt als auf den beiden Vorgängern. Die Single „Espionage“ etwa ist mit glühenden Keyboardflächen und strenger perkussiver Motorik zunächst gar nicht mal so weit von „Love Will Tear Us Apart“ entfernt – aber dabei so eisig und nihilistisch, dass sie wohl nie auf einer Tanzfläche voller Schwarzkittel mit gebrochenem Herzen laufen wird. Den stoischen Basslauf von „Decompose“ haben sich Preoccupations dagegen bei den Kollegen My Disco ausgeliehen, die ihrerseits die Kunst beherrschen, Noise-Rock ohne Noise zu spielen – hier bildet er den Grundstock eines Batzens Post-Punk ohne Punk. Matt Flegels Stimme thront währenddessen triumphal über den monotonen Rhythmusschlaufen von „Antidote“ und dem trügerisch locker loswompernden „Solace“, das nur notdürftig darüber hinwegtäuscht, dass „New Material“ nicht willens ist, Trost zu spenden, dafür aber mit beeindruckender musikalischer Vision und Qualität zu Werke geht. Wer braucht da noch Humor? Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2018
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