Plague Vendor
„Bloodsweat“
(Epitaph/Indigo)
Mal eine gute halbe Stunde Zeit? Eine Frage, mit der Hörer des Debüts von Plague Vendor aus Kalifornien unter Umständen überfordert sein könnten, denn „Free To Eat“ hetzte sich in gerade einmal 18 ungestümen Minuten ins Ziel. Dauert der Nachfolger nun (immer noch überschaubare) 35, haben wir es nach Plague Vendor-Maßstäben also mit einem Doppel-Album zu tun, wenn man so will – doch lassen wir solche Rechenexempel. Dazu ist es auf „Bloodsweat“ ohnehin viel zu laut. Die Band um Sänger Brandon Blaine spielt nämlich Punkrock – allerdings nicht die Variante mit permanentem Bleifuß, sondern die sehnig heruntergekochte, die sich nur in kurzen, aufbrausenden Refrains übersteuertes Gitarrengetöse und wüstes Geschrei erlaubt. Bei der basslastig nach vorne preschenden Single „Jezabel“ könnte man dem Punk sogar ein Post voranstellen – ähnliches hatten die Labelkollegen Title Fight bereits letztes Jahr auf „Hyperview“ vorgemacht. Schon bald jedoch schielt das Quartett mit zuweilen gedrosseltem Tempo, Swamp-Ansätzen und Blaines flammender, deutlich Richtung Jack White tendierender Stimme zum dreckigen Blues’n’Roll, rammt The Black Keys beim Stakkato von „Credentials“ ungespitzt in den Boden und heult im langgezogenen Abschluss „Got It Bad“ räudig den Mond an. Sind alle Punkrocker noch da? Sollten sie, denn „Bloodsweat“ ist nicht nur doppelt so lang wie „Free To Eat“, sondern womöglich auch doppelt so gut. Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2016
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