Geliebt, gehaßt, ge-haß-liebt und letztendlich irgendwie toleriert als einer, der viel für die deutsche Musik abseits der systematischen Farian/ Siegel/ Bohlen-Volksverdummung getan hat, der vielleicht mehr für das Ansehen deutscher Musik erreichte als alle drei plus Scorpions, Fury In The Slaughterhouse und Stefan Raab samt sämtlicher Roadies zusammen. Doch irgendwann, so scheint es, kann auch ein Ausnahmetalent wie Phillip Boa nicht mehr wirklich überraschen, erst recht nicht nach 16 Jahren ununterbrochener Karriere ohne nennenswerte Ups und Downs und ein paar Alben, die als Meilensteine ihres Fachs gehandelt werden. Doch er kann, wie der Dortmunder mit neu formiertem Voodoo Club beweist. In fact ist „The Red“ ü£berraschungsmoment galore, sorgsam verteilt allerdings über 13 Tracks. Was die Vorabsingle „Eugene“ schon andeutete, nämlich einen vermehrten Einsatz von krachig-knarzender Electronica made by Schneider TM oder Console, das setzt sich in Gänze auch auf dem Longplayer fort. Dabei ist „The Red“ keine elektronische Platte geworden, besinnt man sich doch vordergründig auf alte Werte, Formen und Normen, die seinerzeit den heutigen Kultstatus Boas begründeten und mit modernem Sampling und Programming eine solide, absolut wasserdichte Einheit bilden. Boa 2001 heißt vor allem eines: Rock ÔÇÿN Rückkehr. Rückkehr zu lange abgeschliffen geglaubten, unter teuren Designeranzügen verborgenen Ecken und Kanten aus früheren Tagen. Spröde, rauh und hart aber herzlich, ohne retro zu sein – so sieht heute der musikalische Alltag im Schlangenhaus aus. Die fast paralysierenden Avantgardepop-Feldversuche der letzten Alben wurden bis auf weiteres zugunsten eines nicht zuletzt durch Producer/ Musiker Olaf Opal neu definierten, frischen Soundbildes eingestellt. Laute, verzerrte Gitarren sind wieder Markenzeichen von Rebellion gegen gesellschaftliche wie allmediale Indoktrination, und auch der chronische Streithahn Phillip Boa hat lyrisch auf gewohnt ironisch bis zynische Art das eine oder andere Feindbild wiede
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