Bevor Philip Glass in South Park das Weihnachtsspiel inszenierte, begründete er neben Steve Reich und einigen anderen das, was gemeinhin als Minimal Music gilt, deren primärer Ansatz die Abkehr von europäischen Traditionen ist. Für Glass war Indien ausschlaggebend, aber weniger klanglich, als rhythmisch und die Notenlehre betreffend. Das Stück „One+One“ liegt hier in zwei Versionen vor, und ist weniger ein herkömmliches Stück, als vielmehr eine Demonstration eines rhythmischen Prinzips, das auf Wunsch daheim nachgespielt werden kann, denn auch der Interpret Steffen Schleiermacher benutzte lediglich eine Tischplatte und seine Hände zur Einspielung. Für die verbleibenden drei Stücke bediente er sich allerdings einer elektrischen Orgel. In „Contrary Motion“ (1969), „Mad RushÔÇØ (1979) und „Two PagesÔÇØ (1968), allesamt zwischen 14,5 und 27,5 Minuten lang, werden kurze Tonfolgen schier endlos wiederholt und nur geringfügig variiert, wobei die Verschiebungen vor allem im Rhythmus stattfinden. Die Klangfarbe der Orgel ist ebenso wie die hohe Wiederholungsrate dazu angetan, hypnotisierende Wirkungen zu erzeugen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber in den nicht enden wollenden, wohlklingenden Orgeltonkaskaden kann man sich voller Hingabe an den Klanggenuß verlieren, so wie man sich voller Hingabe im optisch-akustischen Showdown von „2001-Odyssee im Weltraum“ verlieren kann. Möglichkeiten, diese faszinierende Musik einmal zu hören, sollten unter allen Umständen wahrgenommen werden!
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