Review
Artist: Pharmakon
Titel: Bestial Burden
- Artist: Pharmakon
- Label/Vetrieb: n/a
Pharmakon
„Bestial Burden“
(Sacred Bones/Cargo)
Oje, da schieden sich im Soundcheck aber die Geister am letzten Pharmakon-Album „Abandon“. Die einen sprachen von einem Meisterwerk der schmerzlich-atonalen Klanginstallation, die anderen empörten sich darüber, dass Margaret Chardiet aus New York ganz offensichlich Musik macht, die keine ist. Berstende Power-Electronics, schreiende Transistoren, höllische Flüche – nichts für schwache Nerven und Ohren. Und jetzt das: Die 23-Jährige wollte gerade auf Tour gehen, als ein inneres Organ versagte, sodass drei Wochen Krankenhaus statt Bühne angesagt waren. Das unappetitliche Gekröse auf dem Cover von „Bestial Burden“ ist also ähnlich wie die Maden im „Abandon“-Artwork höchst autobiographisch. Und auch sonst werden Lärmempfindliche ebenso wenig Freude an diesem Album haben wie am Vorgänger. Zwar sind die Tracks ein wenig kürzer geworden, doch gerade in heiser durchfauchten und atonal paukenden Stücken wie „Intent Or Instinct“ oder „Autoimmune“ kennt Chardiet keine Gnade. Und wer sich über das ausschließlich aus hektischen Atemstößen bestehende „Vacuum“ oder den Hustenkrampf von „Primitive Struggle“ beklagt, verkennt, dass „Bestial Burden“ vor allem eine zutiefst persönliche Platte ist – geprägt von drohenden Vernichtungsängsten und dem Misstrauen gegenüber dem eigenen Körper, der einen jederzeit im Stich lassen kann. Ein Album, das an die Eingeweide geht, wenn man es lässt. Und zumindest die akustische Erfahrung sollte jeder mal gemacht haben.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 10/2014