(Golden Antenna/Broken Silence)
Wenn Musik offensichtlich das Zeug dazu hat, einem bestimmten Hörerkreis zu gefallen und einen anderen eher die Nase rümpfen zu lassen, so sagt man gerne, sie polarisiere. Im Falle von Phantom Winter geht es nicht nur um Geschmacksdifferenzen. Die persönliche Schmerzgrenze entscheidet, ob man sich in „Into Dark Science“ fallen lassen kann oder schon von der Widerborstigkeit des ersten aufschießenden Klangdickichts abschrecken lässt. Die Band selbst sieht ihre Musik als Weg, neue Kraft aus dem Dunkel zu ziehen. Dafür muss man allerdings erst einmal den Zugang finden, was angesichts des noisigen Doom-Schamanismus, den die Würzburger immer wieder zelebrieren, ein gerüttelt Maß an Aufgeschlossenheit und Neugier voraussetzt. Mit mehrfachem Hören zeigt sich dann, dass selbst die lärmenden Passagen wohlkalkuliert sind – ganz zu schweigen von den nachtschwarz funkelnden Ruhephasen, die zum Durchatmen einladen. Auch textlich bietet dieses Album mit Verweisen auf Sylvia Plath und Mary Shelley und bilderreicher Sprache Anreize zur näheren Beschäftigung. Entdeckungen wie der massive Schub hinter „Frostcoven“ belohnen den furchtlosen Wanderer. Fordernd und faszinierend.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 03/2018
No results found.