(Hassle/Rough Trade)
Die Niederlande und die USA haben mitunter mehr gemeinsam, als man zunächst annimmt. Nein, nicht nur, dass beide Länder bei der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft fehlen werden – auch musikalisch ploppen immer wieder Parallelen auf. Etwa seinerzeit beim Delta-Blues-fixierten Dordrechter Duo The Death Letters, und auch Paceshifters aus Wijhe schielen intensiv über den großen Teich. Genauer gesagt nach Seattle, Hauptstadt des fiebrig-heiseren Grunge-Rock, den das Trio um Seb Dokman auch auf seinem vierten Album souverän durchexerziert. Doch nicht nur Nirvana schauen auf „Waiting To Derail“ unverkennbar um die Ecke: Die Single „Cut N Run“ lehnt sich mehr oder weniger unverhohlen an „Get Free“ von den Australiern The Veils an, und „Adore“ klingt sowohl im Titel als auch gesanglich schwer nach The Smashing Pumpkins. Offensichtliche Vorbilder also, die den Genuss aber nicht schmälern: Solange die Power stimmt – und das ist hier durchgängig der Fall – entpuppt sich „Waiting To Derail“ als eine der treffsichersten Alternative-Rock-Platten des Herbstes. Und bitte nicht ins Bockshorn jagen lassen, wenn „Someday“ und „Boundaries“ betont defensiv anheben, denn auch diese Songs explodieren zur Mitte hin genauso dynamisch wie der frenetische Mittelteil von „My Getaway“. Ohne Holland fahr’n wir zur WM – dieses Album aber darf gerne mitkommen.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 11/2017
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