Review
Artist: ORIGINAL SOUNDTRACK
Titel: The Mothman Prophecies
- Artist: ORIGINAL SOUNDTRACK
- Label/Vetrieb: Colosseum, Zomba
Wer sagt da noch, daß in den Tagen der unheiligen Kommerzallianz von Silikon und Zelluloid kein hoffnungsfroher Blockbuster ohne größenwahnsinnig besetzten Originalsoundtrack auskommtü“The Mothman Prophecies“, der Ende April anlaufende Beyond-Akte-X-Schnack mit Richard Gere, füllt akustisch sogar zwei CDs, verzichtet aber geradezu mutwillig auf große Namen, die den dazugehörigen Streifen schon lang vor Start zum Kassenfüller der Plattenläden machen könnten. Passend zur vermutlich dräuenden Sci-Fi-Mystery favorisiert der dazugehörige Soundtrack eher psychedelisch-defensive Finsternis. King Black Acid, die nahezu die komplette CD mit den Songs zum Film bestreiten, kommen vom verdrehten Drone-Psych, haben Ex-Dandy Warhols-Produzent Tony Lash an den Keyboards sitzen und ihre Fangemeinde quasi verdoppelt, seit sie keine zwanzigminütigen Songs mehr schreiben. Tun sie auch für „The Mothman Prophecies“ nicht, sondern verlegen sich auf eine elektronische, weniger weinerliche Variante der annehmbaren Seite von Radiohead, wobei mit „Soul Systems Burn“ sogar ein echter Groove-Gewinner rausspringt. Der eigentliche Titelsong stammt jedoch von Low, und „Half Light“ hört sich exakt so an, als hätten die Sneaker Pimps ihre „Splinter“-Wehmut wiedergefunden und Kelli Dayton reaktiviert. Das britische Bastelduo Tomandandy hilft nicht nur bei diesem Stück, sondern darf auf CD 2 gleich den kompletten Score in acht Movements beisteuern und schwankt dabei zwischen elektronischen Streichern, düsteren Flächen und psychoaktiven Noise-Schocks. Ein dichtes, unheilschwangeres Konglomerat ohne Hitqualitäten, aber dafür einer zum Schneiden dicken Stimmung. Aber erst mal Licht aus, bis die Motten weg sind.
Veröffentlicht: