Review
Artist: ORIGINAL SOUNDTRACK
Titel: Berlin Babylon
- Artist: ORIGINAL SOUNDTRACK
- Label/Vetrieb: Our Choice, Zomba
Eigentlich als reines Album der wohlbekannten Einstürzenden Neubauten aus der experimentellen „Ego“-Reihe zu handeln, findet sich dieser Tage der Dokumentarfilm „Berlin Babylon“ in Programmkinos wie Plattenregalen. Optischer wie akustischer Schauplatz respektive, je nach Gusto, auch Tatort: Berlin, semi-vollendete Wieder-Hauptstadt, kurz nach der Maueröffnung bis hin zur brüsseler-atomuhr-genauen Gegenwart – Kräne, Bulldozer, Schuttberge und von plakatierten Bauzäunen verdeckte, halbfertige prestigeobjektive Millionenprojekte scheinbar jeder Realitätsnähe entrückter, zugekokster Architekten/ Politiker-Seilschaften prägen das Bild einer Metropole im Wandel der Zeiten. Einsturz, Abbau, Aufbau, Neubau. Mittendrin, mit Blick fürs Wesentliche: Die Einstürzenden Neubauten, allen voran Blixa Bargeld, der Heinz Sielmann des politisch-kulturellen Treibens in Staat und Stadt. Und wer könnte in der Tat besser, präziser und letztendlich auch analytischer das gigantische bis utopische Bauvorhaben Berolina und seine Auswirkungen musikalisch beobachten als die Band, die von Anfang an einen wichtigen und nicht wegzudenkenden Teil dieses Molochs an der Spree darstellte, die seit nunmehr 20 Jahren ihren ganz eigen(willig)en Kommentar zur Mauerstadt und deren Konsequenzen abgibt. „Berlin Babylon“ – eine Assoziation mit Tiefenwirkung, diesseits wie jenseits der scheinbar unzerstörbaren Mauern in den Köpfen. Tunlichst hütet man sich vor platten Bewertungen der allgemeinen Lage, sondern unterlegt die Bilder mit dezent instrumentalen und assoziativen Versionen der „Silence Is Sexy“-Albumtracks „Die Befindlichkeit des Landes“ und „Beauty“ sowie einigen ganz neuen, in passendem Baustellensound gehaltenen Stücken, die den geschäftigen Aufbau Berlins im Zeitlupentempo vor dem geistigen Auge des Hörers vorbeiziehen lassen.
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