Review
Artist: OHGR
Titel: Sunnypsyop
- Artist: OHGR
- Label/Vetrieb: Edel, Spitfire
Klar, eine der größten und besten elektronischen Bands aller Zeiten, Skinny Puppy, ist momentan in aller Munde, denn ein neues Studioalbum bleibt definitiv kein seit mehr als sieben Jahren unerfüllter Wunschtraum mehr. Doch bis die noch komprimierte Euphorie vollständig ausbrechen darf, sorgt die 100fach nachgeahmte Stimme der kanadischen Legende für alles andere als Unterhaltung zweiter Wahl. Mit dem Nachfolgealbum seines Soloprojektes ohGr verfeinert Kevin Ogilvie, seit dem Bestehen von Skinny Puppy hauptsächlich unter dem Pseudonym „Ogre“ bekannt, die musikalischen Ausgeburten, die im Jahre 2001 und mit dem Release von „Welt“ aus seinem Kopf gekrochen sind, und wem dieses brillante Werk ein fester Begriff ist, der weiß, dass man außer der stimmlichen Parallele kaum an das Schaffen seines nach dem Tod Dwayne Rudolph Goettels auf Eis gelegten, zum Glück nicht mehr ehemaligen Hauptbetätigungsfeldes, erinnert wird. Wo oberflächlich betrachtet chaotisch zusammengefügte Sounds und Rhythmen wüteten und mit Sturzbächen aus Samples in unheilvollen Endzeitszenarien mündeten, schafft Ogre unter Beistand seines langjährigen Wegbegleiters Mark Walk aufgeräumte Klangkulissen, die sich aus typisch amerikanischem Industrial, Pop und 80ies-Feelings zusammensetzen und dabei stets am Song orientiert bleiben. Anflüge von Schizophrenie, Depression und Wahnsinn erkennt man nur vereinzelt. Dass diesem Treiben dennoch kaum Schranken gesetzt wurden, wird erst deutlich, wenn „Sunnypsyop“ einige Durchläufe hinter sich gebracht hat und die jedem Track zu eigenen, individuellen Merkmale deutliche Formen bekommen. So entpuppen sich „HiLo“ oder „SunBurn“ als die den Songs von „Welt“ ähnlichsten Titel, „ChemTale“ und „WaTergaTe“ als abgefahrene Varianten hinlänglich bekannter Bands, in deren Geschichte Ogre irgendwann einmal die Finger im Spiel hatte, „ShiTe“ als verspielter Technotrack und „JaKO“ entblößt schließlich einen ausgesprochen hymnischen Charakter bei so viel Eingängigkeit, dass selbst erfolgreiche Clubeinsätze denkbar wären. Ein Album, welches nicht nur die, die darauf gewartet haben, rundum glücklich machen wird.
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