Novembre
„Ursa“
(Peaceville/Edel)
Ich bin selten vorschnell enthusiastisch, was Musik angeht – ein ganz offensichtlicher Nebeneffekt, der eintritt, wenn man von Amts wegen jeden Monat Dutzende von Alben hört. Aber bei „Ursa“ von Novembre möchte ich meinen Hut in die Luft werfen, klatschen und laut „Bravo“ rufen, denn dieses Album ist richtig gut. Wer es noch nicht weiß: Novembre machten seit den 90er Jahren Death und Gothic Metal, lösten ich aber nach ihrem 2007er Album „Blue“ auf – Details dazu findet ihr in der Story hier im Magazin. Mit „Ursa“ melden sie sich eindrucksvoll zurück, einem Album, das in punkto Atmosphäre und Dynamik seinesgleichen sucht. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und stelle „Ursa“ neben Anathemas Überalbum „The Silent Enigma“, denn in dieser Liga spielt es zweifellos: akustische Gitarren, vielschichtige Harmonien, Screams, Piano und Metal-Riffs gehen nahtlos ineinander über, ohne dass die Musik verkopft, sperrig oder auch nur kompliziert klingt. Die Gitarren klingen nicht brutal, sondern weben ein dichtes Netz, in das man seine Gedanken fallen lassen kann, geben den Songs einen leicht flexiblen Rahmen und bleiben bei alledem immer noch Headbanger-freundlich und voller Hooklines. „Ursa“ ist brillant komponiert, durchdacht, sentimental, faszinierend, bedächtig, rhythmisch, tragend und großartig.
Masi Kriegs
Veröffentlicht: 04/2016