Nocte Obducta „Totholz (Ein Raunen aus dem Klammwald)“

(MDD/Alive)
Faszinierend, auch aktuell miterleben zu dürfen, wie die einstigen Black Metal-Querköpfe sich immer wieder neu erfinden. Vor über 20 Jahren gestartet, zählen Nocte Obducta noch immer zu den kreativsten, innovativsten, avantgardistischsten Formationen aus deutschen Landen. Mit „Totholz (Ein Raunen aus dem Klammwald)“ legen die Mainzer Dunkelseelen das elfte Album vor. Die – nun nicht mehr ganz so experimentellen – Lieder sind völlig eigenwillig und absolut unvorhersehbar, was das Entdecken und Ausforschen dieser Veröffentlichung wirklich sehr anregend macht. Wissend umgegangen wird mit (atmosphärischen) Dark Rock-Querverweisen, die auch schmutzig-rau gezockt werden. Beklemmend kalte, ungekünstelt belassene Ambient-Elemente sorgen für allerlei schauerliche Stimmungsbögen mit der regennassen Aura tiefnächtlicher Friedhöfe. Teils geht es in Hörspielmanier zu, was am dichtesten im über 15-minütigen Monumentaltrack „Wiedergänger Blues“ durchkommt. Insgesamt erinnert mich „Totholz (Ein Raunen aus dem Klammwald)“ partiell an das Schaffen der Black Metal-Artverwandten Aethernaeum, wobei die Mainzer natürlich ohne Folk und gewollt schräger daherkommen. Das tragende Fundament ist jedoch noch immer schwarzmetallisch stabil, die darauf ausgeführte Performance ebenso. Gesanglich ergeht sich Frontmann Torsten ebenso finster, kauzig, schrullig und abweisend – angenehm spannend, undurchschaubar und hungrig verschlingend also. Einmal mehr untermauern Nocte Obducta damit, ebenso einzigartig wie unverwechselbar zu sein.
Markus Eck