Review
Artist: Nick Cave & The Bad Seeds
Titel: Nocturama
- Artist: Nick Cave & The Bad Seeds
- Label/Vetrieb: Mute, Virgin
Und wieder mal reingefallen! Beziehungsweise überrascht, wenn auch keinesfalls negativ. Argwöhnte man noch beim letzten Werk „No More Shall We Part“, es könnte sich durchaus um des Meisters finale Offenbarung handeln, so könnte nun regelrecht aufgeatmet werden anläßlich der Veröffentlichung des mittlerweile zwölften (!) Studioalbums des Australiers in den Anzügen traditionell dezenter Couleur. Könnte, wohlgemerkt. „Nocturama“ ist alles das in geballter und hochkonzentrierter Form, was die Formation Nick Cave & The Bad Seeds seit ihrem ÔÇÿ84er Debüt „From Here To Eternity“ bis zum heutigen Tage ausgemacht hat: Extrovertierter Autismus in Reinkultur – aggressiver Weltschmerz ebenso wie aussichtslose Wut, Melancholie und das aufrichtige Kitsch und Schmalz unterlegte Sehnen nach Beständigkeit, Ehrlichkeit, Liebe, dem ebenso oft und intensiv zehrender Selbstzweifel, blanker Sarkasmus und nicht zuletzt ein tiefschwarzer Humor der Todgeweihten entgegengesetzt wurde. ü£berlebenskampf und Erfolg, Exzeß und die Sucht nach Harmonie – das alles spiegelt sich auf „Nocturama“ deutlich wieder. Zumindest musikalisch läßt man hier (ungewolltü repräsentativ wichtige Zeitabschnitte der fast zwanzigjährigen gemeinsamen Karriere als eine der manischsten und einnehmendsten Rockbands ever Revue passieren, spannt den Bogen ausnehmend weit von avantgardistischen Bluesrock-Krach-Arien über Tasten- und Streicher-diktierte, dynamische Popsongs bis hin zu semi-schnulzigen Balladen. Angefangen beim hypnotisierenden Opener „Wonderful Life“ und den besinnlichen, introvertierten Schmusesongs „Right Out Of Your Hand“ und „Still In Love“ über die mitreißende Single „Bring It On“ und das beschwingt vor sich hinrollende „Rock Of Gibraltar“ bis zum punkigen Ehescheidungsanbahnungschanson „Dead Man In My Bed“ und dem augenzwinkernden und stark an längst vergangene Birthday Party-Lärm-Feierlichkeiten erinnernde Viertelstunden-Schrägsound-Monster „Babe, IÔÇÖm On Fire“ – alles Teile des großen Spiels ohne Grenzen für das scheinbar immerwährende Dreiergespann Cave/ Harvey/ Bargeld.
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