Review

Artist: NEW ORDER

Titel: Brotherhood (Definitive Edition)

Im Oeuvre der einflussreichen Indie-Band nimmt „Brotherhood“, das vierte Album aus dem Jahre 1986 eine Sonderstellung ein. Ihr Versuch, elektronische Musik mit Indie-Kompositionen zu verknüpfen, haben sie bereits drei Jahre zuvor mit ihrem Überhit „Blue Monday“ komplett perfektioniert, sodass sie auf „Brotherhood“ einen neuen Ansatz gewagt haben. Die Platte wurde zweigeteilt, eine Hälfte beinhaltete postrockige Klänge in Erinnerung an ihre frühere Existenz als Joy Division, die andere war fast ausschließlich elektronisch konnotiert. Gerade dieser Teil brachte mit „Bizarre Love Triangle“ eine bedeutende Single für die Band hervor, wurde es doch ihr erster Hit in den Vereinigten Staaten und Australien. Sie überstrahlte das ganze Album, das aber noch weitere großartige Nummern beherbergt: „Every Little Counts“ beispielsweise mit seinem markanten Ende, das so klingt, als würde der Plattenspieler Geschwindigkeit verlieren und final auch noch die Nadel die Grätsche machen. Oder das hektische „Broken Promise“, das mit treibenden Gitarrenriffs nur so um sich wirft. Nun ist das Werk als Definitve Edition erneut veröffentlicht – und der Titel ist Programm: Album plus Demos, Remixe und unveröffentlichte Aufnahmen sowie zwei DVDs mit teilweise seltenen Fernsehauftritten leuchten diese Phase der Band, die ein Jahr später mit der Singlekollektion „Substance“ den endgültigen Durchbruch weltweit schafften, gebührend aus. Die Bonussektion wartet dabei mit Songs auf, die nicht auf „Brotherhood“ veröffentlicht wurden, wie beispielsweise die Salvation Version von „Touchend By The Hand Of Goth“, die ungeschliffener und roher daherkommt als die bekannte Version. Auch „Blue Monday“ ist zu hören, hier in der ’88er Version von Quincy Jones im Michael Johnson Remix, der den Synthie Sound extrem nach hinten gedrängt hat, um das perkussive Moment strahlen zu lassen. Drummer Stephen Morris meinte übrigens rückblickend, „Brotherhood“ hätte als Idee nicht wirklich funktioniert.

Daniel Dreßler

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