My Sad Captains
„Best Of Times“
(Bella Union/[PIAS] Cooperative/Rough Trade)
Kunst kommt von Können. Das weiß auch Nick Goss vom britischen Quartett My Sad Captains. Er spielt dort nämlich nicht nur Gitarre, sondern zeichnet auch für die Artworks sämtlicher Platten der Londoner verantwortlich. Album Nummer drei enthält in der limitierten Vinylversion nun sogar neun eigens in Auftrag gegebene Kunstdrucke – Goss konnte sich also mit seinen Kollegen weitestgehend auf das Musikalische konzentrieren. Und My Sad Captains kosten das mit ihrem langgezogenen, traumwandlerischen Indie-Pop weidlich aus. Da kann Sänger Ed Wallis im sanft fließenden Opener „Goodbye“ noch so eindringlich ‚Gravity always gets you in the end’ säuseln – von der Schwerkraft wollen die zwischen blinzelndem 4AD-Dream-Pop und behutsamen Anleihen bei Kosmischer Musik schwankenden Songs nichts wissen. Diese „Best Of Times“ sind eher in den achtziger oder siebziger Jahren zu verorten denn im Hier und Jetzt – nicht umsonst heißt das letzte Stück „Familiar Ghosts“. Nur gelegentlich schimmern Bezüge zu aktuellen Bands durch, etwa wenn „Wide Open“ mit selbstvergessenem Piano an die melancholischen Iren Bell X1 erinnert oder „All Times Into One“ mit motorischem Beat und Slap-Bass die Neo-Krautrocker Appliance bemüht – die allerdings schon längst aufgelöst sind. Ein Schicksal, das My Sad Captains hoffentlich noch lange Zeit erspart bleiben wird.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2014
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