(Denovali/Cargo)
Nach dem vergleichsweise geradezu spektakulär ausgestatteten „Outer Envelopes“ vom vergangenen Jahr kredenzt Samuel van Dijk auf dessen Nachfolger eine wieder eher karg anmutende Kost, die jedoch aufgrund ihrer meisterlich gewagten Geschmackskompositionen Eingang in die Rezeptbücher für angehende Dark Ambient-Musiker nehmen sollte. Zumal er sich eines Sujets bedient, das wohl auch auf lange Sicht in besagten Kulturzirkeln Konjunktur hat: dem schleichenden Zerfall von urbanen Infrastrukturen und dem damit einhergehenden Strukturwandel von Artefakten. So drängen sich beim Vernehmen der „Continental Ruins“ fast unweigerlich Bilder auf, wie sie von einer Unterwasserkamera eingefangen werden, die sich ihren Weg durch Schiffswracks – oder am besten gleich durch die Straßenschluchten versunkener Metropolen – bahnt. Dass dabei nicht zuletzt Relikte submariner Ultraschall-Kommunikation eine atmosphärisch belastbare Rolle spielen, zeigt, wie es Samuel van Dijk erneut gelingt, subliminale Verheißungen in eine erstaunlich transparente Klangsprache zu überführen. Deswegen gleich von einer Art Ambient light zu sprechen, täte der Unternehmung unrecht. Schließlich warten mit „Continental Ruins“ noch unzählige weitere (Bild-)Ebenen darauf, vom Hörer eigenmächtig erschlossen zu werden.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 03/2017