Morrissey
„World Peace Is None Of Your Business“
(Capitol Records/Universal)
Morrissey und der Weltfrieden – zwei Dinge, die irgendwie nicht recht zusammenpassen wollen, ist der große Veteran des Britpop auf seinen Platten doch stets auf Krawall gebürstet. „World Peace Is None Of Your Business“ macht fünf Jahre nach „Years Of Refusal“ keine Ausnahme, denn auch hier hält sich geistreiches Gepöbel gegenüber heuchelnden Obrigkeiten oder sadistischen Tierquälern mit gepflegtem Weltschmerz die Waage. Musikalisch lässt sich der Engländer von seinen Gitarristen Boz Boorer und Jesse Tobias zwar kaum mehr neue Tricks beibringen – diese hat er aber auch gar nicht nötig, solange die beiden ihm so perfide Ohrwürmer wie das Flamenco-infizierte „Earth Is The Loneliest Planet“ oder das beschwingt Selbstmord verhandelnde „Staircase At The University“ auf den Leib schneidern. Doch natürlich verweist vieles auf „World Peace Is None Of Your Business“ auch listig auf die bisherige Diskografie des Mozzers: Der Tierschutz-Schunkler „The Bullfighter Dies“ haut mit Nonsensreimen wie „Ill in Seville, gaga in Málaga“ in eine ähnliche Kerbe wie „Unhappy Birthday“ von den Smiths, das stolz leidende „I Am Not A Man“ ist in seiner Überlänge „Life Is A Pigsty“ nicht unähnlich, und „Istanbul“ geht als aufgekratzte, doch nur halb so schnelle Abwandlung von „First Of The Gang To Die“ durch. Wenn man diesem mal wieder wunderbaren Album also überhaupt etwas vorwerfen kann, dann allenfalls Stillstand auf hohem Niveau. ‚There’s a song I can’t stand / And it’s stuck in my head’ heißt es abschließend in „Oboe Concerto“ – seine eigenen kann Morrissey zumindest mit Ersterem nicht gemeint haben.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 09/2014