Review
Artist: Moonspell
Titel: 1755
- Artist: Moonspell
- Label/Vetrieb: n/a
Moonspell „1755“
(Napalm/Universal)
Angesichts des 11. Albums könnte man nicht wirklich murren und knurren, wenn sich Fernando Ribeiro und Co. einfach damit begnügt hätten, ein paar weitere Moonspell-Songs rauszuhauen. Stattdessen pressen sie einen gleich mit der bombastischen Ouvertüre „Em Nome Do Medo“ staunend in den Ohrensessel. Heidewitzka: Hier will es aber jemand nochmal so richtig wissen! Auch im weiteren Verlauf geizt das durchgehend in portugiesischer Zunge getextete Konzeptalbum, das um das verheerende Erdbeben von 1755 kreist, welches Lissabon praktisch zerstörte, nicht mit Breitwandeffekten. Chöre, orientalisch anmutende Streicher, Gitarrenbretter mit beeindruckendem Durchmesser, Trommelpercussion – die Arrangements sind vollgepackt mit Details, dabei aber nie überladen. Ribeiro selbst ist unüberhörbar in seinem Element und legt eine Aggressivität und Hingabe an den Tag, die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Songs wie das groovebetonte „Desastre“ sorgen dafür, dass trotz aller Klangfülle ausreichend Luft zum Atmen bleibt. Hier kann der Nacken nach Herzenslust durchschwingen, ohne dass die Epik gänzlich ausgespart wird. Nur dient sie in diesem Fall eben als schmückendes Beiwerk einer kompakteren Komposition, die gezielt etwas eingängiger daherkommt. Überhaupt gelingt es der Band, den Stücken einen individuellen Charakter zu verleihen. Nackenbrecherparts à la „Evento“ dürften dabei auch den einen oder anderen Fan der härteren Gangart zurück ins Boot holen. Wenn es denn eines Beweises bedurfte, dass die Portugiesen immer noch eine Bereicherung für den Düstermetal sind: Hier ist er. Respeitoso!
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 11/2017