Moonface
„Julia With Blue Jeans On“
(Jagjaguwar/Cargo)
Um seinen ganz persönlichen musikalischen Vorlieben ein Ventil zu geben, hat Spencer Krug von den kanadischen Indierockern Wolf Parade eine ganz eigenwillige Kunstfigur geschaffen. Als Moonface hat er sich davon verabschiedet, einen immer wiedererkennbaren Sound abzuliefern. Seine „Dreamland EP“ und das folgende „Organ Music Not Vibraphone Like I’d Hoped“ waren amüsante und Stilübungen. Auch das mit der finnischen Band Sinaii produzierte „Heartbreaking Bravery“ war ein gutes Rock-Album. Ob es aber eine gute Idee war, nun mit einem emotional überfrachteten Solo-Klavieralbum nachzulegen? Nein, war es gewiss nicht. Weil die beiden alles überschattenden Gefühl auf „Julia With Blue Jeans On“ nun mal Selbstmitleid und Wehleidigkeit heißen. Gesungen, als wollte Pop-Newcomer Tom Odell („Another Love“) besonders verschrobene Songs interpretieren. Und instrumental? Manchmal jazzig, manchmal klassisch durchwirkt – und manchmal wie Tori Amos an einem Tag mit mieser Laune. Schon die weinerliche, beinahe anklagend intonierte Zeile „I don’t know if I can call this home“ im Song „Everyone Is Noah, Everyone Is The Ark“ ist schwer erträglich. Und Momente wie diese häufen sich. Der Titelsong „Julia With Blue Jeans On“ geht als traurige Liebesballade noch so gerade in Ordnung, auch wenn selbst hier das Pathos mit dicken Löffeln aufgetragen wurde.
Georg Howahl
Veröffentlicht: 11/2013
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