(Sacred Bones/Cargo)
Wer sich noch auf der Suche nach einem Album „fürs gute Gefühl“ auf anstehenden Grill-Partys oder Hochzeiten befindet, sollte einmal hier vorbeischauen. Denn noch vehementer als auf „Occult Architecture Vol. 1“ verlassen sich Sanae Yamada und Ripley Johnson auf eine durchweg ungezwungene Entspannung, die dazu imstande ist, auch die letzte Veterinär-Verordnung, die soeben erfahrene Aufkündigung personalisierter Liebe oder auch die jüngste Hartz-IV-Sanktion ins Märchenland der bösen Geister zu verscheuchen. Wer sät, brät: Sich schon zum Opener „New Dawn“ einen feinen Veggie-Ling auf die psychedelisch repetitiven Verschiebungen im Detail. Derweil ein wahrer Geschmackspoet angesichts der prachtvoll eingestreuten Gitarrensoli damit hadern könnte, dass die Wooden Shjips schon so lange nicht mehr in der Nähe des eigenen Paradiesgartens aufgespielt haben. Gefährlich überzeugend bleibt hingegen die einlullende Aufforderung zum Beilegen tagtäglicher Rechte und Pflichten. Der Wille zur Aktivität verlöscht. „Occult Architecture Vol. 2“ glimmt weiter. Auf Basis eines Bauplans, dessen „okkulte“ Wurzeln zumindest die beiden Verantwortlichen gerne für sich behalten dürfen. Aber wer hilft, diese grundgütige Platte wieder aus dem Laufwerk zu klauben?
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 05/2017