Moderat
„III“
(Monkeytown/Rough Trade)
Nebending oder Riesending? Oder gar beides? Eigentlich wollten Moderat vor knapp zwei Jahren nur mal wieder ein Lebenszeichen von sich geben – am Ende stand mit „II“ ein gefeiertes Album und mit „Bad Kingdom“ ein waschechter Hit, der die listig benannte Zusammenarbeit der Elektronik-Projekte Modeselektor und Apparat endgültig zur großen Nummer machte. Eine große Nummer ist auch der folgerichtig betitelte Nachfolger, wie der großartige Vorabtrack „Reminder“ andeutete, der dank Sascha Rings soulgetränkten Vocals und der aufgeregten Breakbeats an eine schärfere Version von Ben Khans „Eden“ denken ließ. Auch durch „III“ spukt mit ausgebremsten Rhythmen und bewusst unrunden Rhythmusschlaufen der Geist des Dubstep britischer Prägung, wobei Moderat sich stets ihrer Qualitäten als Bass-Hexer und latent industrielle Stimmungsmacher bewusst sind. Doch das Trio gräbt auch viele andere Löcher, lädt zu „Ghostmother“ eine bange trötende Bläsersektion ein, kostet in „The Fool“ genüsslich eine elegische Keyboardharmonie aus und lässt es im aufrührerischen „Animal Trails“ so perkussiv scheppern, dass dem Hörer nicht nur ob der spürbaren Vibrationen das Brustbein zittert, sondern auch die Ohren klingeln. Ein Album wie ein körperliches Erlebnis – ein ausnehmend freudiges, versteht sich.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2016
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