Milagres
„Violent Light“
(Memphis Industries/Indigo)
Es gibt diese Musiker, die einfach nicht ohne Schmerz auskommen können. Sie brauchen ein bisschen Qual, um zu Höchstform aufzulaufen. Zu dieser Gattung gehört Kyle Wilson ganz gewiss. Das Debüt von Milagres schrieb er, als er monatelang wegen einer Rückenverletzung ans Bett gefesselt war. Und für das zweite Album „Violent Light“ ist er eben ein wenig in seinem Seelenleben spazieren gegangen. Der synthiebefeuerte Indie-Pop weist klare Anleihen bei Bowie auf, so etwa beim Gesang in „The Black Table“, in dem es um den Großvater des Sängers aus Brooklyn geht, der einst bei den Tests der Atombombe mitmachte und seinen Enkel vor den Gefahren der Wissenschaft warnte. Gerade hier versucht Wilson, seinen Helden zu imitieren. Und er spannt dabei große Melodiebögen. Doch Wilsons Stimme ist vielseitiger, wie etwa der Falsettgesang in „Urban Eunuchs“ beweist. Was allerdings auch zu einer gewissen Beliebigkeit im Gesamteindruck von „Violent Light“ führt.
Georg Howahl
Veröffentlicht: 03/2014
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