(Svart/Cargo)
Wer sich an den beiden vorangegangenen Teilen der dreihebigen Selbstentäußerung des hyperaktiven Finnen ergötzen konnte, sei gewarnt: Zum Abschluss schlägt Mikko Joensuu aber mal ganz andere Töne an! Anstatt sich weiterhin in weitläufiger Songwriter-Grandezza zwischen Depression und Euphorie zu ergehen, konfrontiert sich der gute Mann selbst – und seine Hörer – mit ausladend gespreizten Songungetümen von bis zu annähernd zwanzig Minuten Länge, die es sich zwischen an Jean Michel Jarre oder vor allem auch an NEU! gemahnender Electronica sowie der Minimal Music eines Steve Reich so richtig gemütlich machen. Wäre dies allein nicht schon sagenhaft genug, könnte der Hinweis auf das Gefühl unterbleiben, welches „Amen 3“ zu guter Letzt (mit dem sämtliche Hemmschuhe ausziehenden „Pearly Gates“) vermittelt: Alles wird gut, auch wenn alles scheiße ist. Allerdings muss sich Joensuu die Frage gefallen lassen, wie viel willentliche Schönheit des Ausdrucks statthaft ist, ohne ins Prätentiöse abzurutschen. Jedoch: Kein Mensch muss müssen. Und der Schöpfer eines insgesamt schlicht atemberaubenden Triptychons wohl noch am allerwenigsten.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 06/2017
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