In einem am Rand des Zölibats gelegenen Zimmers hängt an der Wand schon längst ein Tour-Plakat. Es verspricht das schottische Duo namens Midas Fall. Es ging und bewarb die Tour zum und um das eigenartig verhaltene Album „Evaporate”. Vergessen wird hier nichts, doch mit ihrem neuen, ihrem fünften Album schießen Liz Heaton und Rowan Burn den Piepmatz von der Latte. Allein schon dieser Auftakt: „In The Morning We’ll Be Someone Else“! Da gilt es, Wallungen zu kapieren. Und diese an den Nerven zerrende Intensität, die sich vor Kollegen wie Mogwai, God Is An Astronaut oder auch Explosions In The Sky nicht zu verstecken braucht, hält durch. Fast. Zum Ende hin gibt man sich einem gefühlten Singer/Songwriter-Flash hin, der aber auch wieder trügerisch anmutet. Jemand schrieb mal, dass es Midas Fall gelingen würde, ihre eigene Langeweile zum Bersten zu bringen. Hier nun birst das Ennui ins Unermessliche. Rettungsringe werden zwar ausgeworfen, Rettungsanker geschwungen, doch Midas Fall entschwinden. Normalsterbliche, die ab und an in die Oper gehen, bleiben staunend zurück. Pop-Folk-Wave (Enya und Konsorten), Shoegaze auf ätherisch und voluminöser Postrock gehen auf „Cold Waves Divide Us“ eine Triole ein, die ihr anschließendes Abwaschmittel erst noch zu ergründen hat.
Stephan Wolf
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