Menace Beach
„Ratworld“
(Memphis Industries/Indigo)
Der letzte Rotz ist manchmal auch der letzte Schrei. Zum Beispiel in England, wo sich seit einiger Zeit diverse Bands einen Spaß daraus machen, mit knarzenden Gitarrenläufen, fiependen Soli und aufreizender Slacker-Attitüde möglichst originalgetreu Indie-Rock amerikanischer Dinosaur Jr.-Schule nachzubauen. Nach Yuck, Mazes oder Paws sind nun Menace Beach dran, die entgegen dem launig verfremdeten Sandstrand im Namen nicht etwa aus dem sonnigen Kalifornien, sondern aus dem zugigen Leeds kommen. Vielleicht zockt das Quintett aber auch gerne das identisch betitelte Videospiel – „Ratworld“ wäre hierzu jedenfalls ein genauso idealer Soundtrack wie zum genüsslichen Rumhängen an faulen Sonntagnachmittagen. Menace Beach haben hörbar Freude an ihren kurzen, haarscharf am Lo-Fi vorbeischrammenden Songs, die sowohl die Fuzz-Sägezähne zeigen als auch dank Liza Violets Background-Vocals in die himmlischen Sphären des Bubblegum-Pop entschweben. Letzteres ist vor allem bei Stücken wie „Infinite Donut“ oder „Come On Give Up“ der Fall, die ansatzweise auch von The Kooks stammen könnten, wären diese drei Wochen lang in denselben Klamotten herumgelaufen. Aber Achtung: Wenn bei „Lowtalkin“ plötzlich der Punk abgeht, freuen sich auch die Nager aus dem Albumtitel. Der Hörer grinst zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon über beide Ohren.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 02/2015
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