Maybeshewill
„Fair Youth“
(Superball/Universal)
Statt Blut, Schweiß und Tränen ein Deostift, der nach Mädchenkacke duftet – so ziemlich genau das bescheren uns die fünf Freunde aus der Snooker-Kaderschmiede Leicester. Ecken, Kanten, Wendungen? Fehlanzeige! Es herrscht ein uneingeschränkter Wohlklang vor, der vieles von dem vermissen lässt, was Post Rock auszeichnen sollte. Also handelt es sich bei dieser Scheibe nicht um das vermutete Genre. Sondern um sehr gewollt gefälligen Shoegaze, der weder wehtut noch fordert. Selbst traumhaft elegante Übergänge wie in „Asiatic“ können die bedingungslos entspannte Atmosphäre nicht verderben. Selbst eine Virginia Woolf wäre bei dieser Musik zu einem Kätzchen verkommen, das anderen Kätzchen beim Pfotenlecken zuschaut. „Als wäre die Welt ein Guckkasten“ (Arthur Schopenhauer). Die Fortführung dieses Konjunktivs dürfte bekannt sein: Das Leben ist kein Ponyhof. Vollendet schöne Musik ohne Realitätsbezug, die zwar auch keine Toten zum Leben erweckt (wer weiß?), doch dazu animiert, selbst Wespen und Bremsen innigst lieb zu haben. Denn wenn Maybeshewill erklingen, stechen oder beißen selbst diese Viecher nicht mehr. Doch was, wenn sie (die Olle mit dem „Vielleicht“) trotz aller Salbaderei doch nicht will? Dann gibt es halt Kondensmilch mit einem Schuss Kaffee, aber ohne Schuss. Und ohne Morphium, das ersetzt uns der Fünfer aus den englischen Midlands am Soar. Schöne Jugend noch.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 09/2014
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