M83
„Junk“
(Naïve/Indigo)
Quietschlaute auf der Tanzfläche? Dann muss gerade „Midnight City“ aus dem letzten M83-Album „Hurry Up, We’re Dreaming“ laufen, der Hit, der neben einer extraschmierigen Saxophoneinlage auch vorlaute Fiep-Synthies salonfähig machte. „Do It, Try It“, die Vorabsingle zu „Junk“, flirtet mit einer ähnlichen Grenzdebilität: Ein House-Piano schlägt sich mit cremefarbenen Keyboards und zickigem Slap-Bass herum, bevor das Stück in einen Daft Punks „One More Chance“ nicht unähnlichen Break läuft. Der Auftakt zu 55 Minuten, in denen Anthony Gonzalez erneut viele Löcher gräbt: Den schmatzigen Groover „Go!“ lässt er von Steve Vai mit einem gniedeligen Gitarrensolo verzieren, und „Bibi The Dog“ wirkt, als hielten Arcade Fire Barbapapa den „Reflektor“ vor (was ansatzweise die bunten Zottelwesen auf dem Cover erklären würde). Zur jubilierenden Interlude „Moon Crystal“ stellt man sich hingegen am besten das Titelthema seiner Lieblings-Camp-Fernsehserie aus den Achtzigern vor – und freut sich ansonsten über sehnsüchtigen, mit Yacht-Rock und softpornöser Fahrstuhlmusik verzahnten Indie-Electro. Auch Susanne Sundfør und Beck Hansen schauen da gerne vorbei, und das (natürlich) Saxophon-getränkte „Road Blaster“ empfiehlt sich als „Midnight City“-Nachfolger, auch wenn der Franzose gar keinen solchen aufnehmen wollte. So oder so ist „Junk“ ein berauschender Frühlingsstrauß, nach dem M83 über Begriffe wie Dream-Pop oder Shoegaze endgültig erhaben sein dürften.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2016
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