(Kscope/Edel)
Schwere Zeiten für Prog-Hardliner: Erst wird ihr Säulenheiliger Steven Wilson auf „To The Bone“ der reinen Genrelehre untreu und integriert Achtziger-Elektronik und Art-Pop in seine Musik – und nun tut Mariusz Duda es ihm gleich. So hat es zumindest den Anschein, wenn das fünfte Lunatic Soul-Album mit grummelnden Synthesizern und synkopierten Beats anhebt. Erst mit der Zeit führt der Pole brillante Gitarrensoli und ausladende Saxophonpassagen in die acht langen Songs ein – ganz aus seiner Haut kann das Mastermind der Progressive-Schwergewichte Riverside also nicht, erweitert seinen musikalischen Horizont aber einerseits eindrucksvoll und zeigt andererseits, dass er auch hier trotz massiver Tracklängen ohne Weiteres in der Lage ist, die Spannung aufrechtzuerhalten. „A Thousand Shards Of Heaven“ schießt mit zwölf Minuten den Vogel ab und könnte auch das größtangelegte Archive-Stück aller Zeiten sein. „Blood On The Tightrope“ und „Red Light Escape“ fassen sich etwas kürzer und erinnern in ihrer Akzentuiertheit an das ausbalancierte Songwriting von Japan oder Talk Talk. Die abschließenden Breakbeats von „Moving On“ wirken dagegen nachgerade locker-flockig – und beschließen eine äußerst eindringliche knappe Stunde.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 10/2017
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