(Inside Out/Sony Music)
Auf ihrem sechsten Album kehren die Münsteraner in zweifacher Hinsicht zu ihren Anfängen zurück. Einerseits kommt „Boundless“ nach zwei Alben mit wieder gänzlich ohne Gesang aus. Andererseits klingt das neue Werk – im deutlichen Kontrast zum stilistisch indifferenten Vorgänger „Trips“ – wieder entschieden mehr nach dem, was gemeinhin unter Postrock verstanden und für gut befunden wird: Dichte Stimmungen, die von ausufernden Melodiebögen getragen werden und somit ein Gefühl von Weite und Freiheit evozieren, das von der Hoffnung auf Erlösung lebt. Doch Long Distance Calling belassen es nicht bei einer bloßen Rückbesinnung. Vielmehr brilliert „Boundless“ mit zahlreichen Aspekten, die den populär-profilierten Vierer in den Zustand der Runderneuerung überführen. So gelingt ihm ein imperativ trunken machender Cocktail aus schroffer Härte, krautiger Rhythmus-Redundanz, Western-Twang („Like A River“) und floydischer Tragweite, wie ihn die Welt zuvor noch nicht eingeschenkt bekommen hat. Frei von überzuckerten Gefälligkeiten aller Art. Dafür frisch wie ein tiefer Atemzug. An einem jungen Morgen in den Dolomiten (wohin es LDC auch konsequenterweise verschlagen hat, um für das „Boundless“-Artwork adäquates Bildmaterial zu generieren). Befreiend.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 02/2018
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