Les Discrets
„Prédateurs“
(Prophecy Productions/Soulfood)
Dieses Album wirft Fragen auf, die sich allenfalls im inneren Monolog halbwegs klären lassen. Denn Fursy Teyssier und Audrey Hardon verstehen sich auf das Umgehen von jeglichen Schematismen, mit denen sich das Verständnis nur zu offensichtlich in die Irre leiten lässt. Kaum ist das Portishead-Zitat zu Beginn von „Virée Nocturne“ verklungen, verliert sich der Halt. Indem zahllose Bilder aufgerufen werden, nur um sie beflissen wieder sich selbst zu überlassen. Die klangliche Anmutung bleibt dabei weitgehend frei von längst Vernommenem. Da gibt es zwar besagte TripHop-Anwandlungen, doch könnte man auch so Sachen wie Cranes, My Bloody Valentine, Slowdive sowie den halben 4AD-Katalog hinzuziehen, um die Auseinandersetzung mit „Prédateurs“ sinnstiftend zu beleben. Dass hier viel gedanklicher Aufwand betrieben wurde – und dies ist das ausgesprochen Schöne an diesem Album – ist dem Ergebnis kaum anzumerken. Trotz der metaphorischen Ausgestaltung von Songs, die sich selbst gegenüber dem Versuch der Dekomposition als wehr- und statthaft erweisen. So wird im Laufe der klanglichen Ereignisabfolge doch sehr deutlich, dass der sentimentale Fokus vornehmlich auf jenem Diffusen liegt, welches sich in (noch) tieferem Dunkeln birgt. Das Schicksalhafte von „Prédateurs“ zu verkennen, heißt Materialist zu sein – und zu bleiben.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 05/2017
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