Review
Artist: LEMON JELLY
Titel: Lost Horizons
- Artist: LEMON JELLY
- Label/Vetrieb: Beggars Group, Connected, XL Recordings
Laut Info kann sich das britische Downbeat-Duo Lemon Jelly allen Ernstes rühmen, einmal mit seiner „lemonjelly.ky“-EP in Umbaupausen eines Buckingham Palace-Konzertes gespielt worden zu sein. Und damit ihre Musik auch als Füllmaterial für etwas längere unfreiwillige Stehparties taugt, veröffentlichen Lemon Jelly nun ihr erstes Album und werden damit sicher auch beim In-Friseur zum Haarewaschen und in Musiphon-Warteschleifen gespielt, wenn die Studenten im Callcenter lieber Jockey Slut lesen als ihre Arbeit zu tun. Oder anders gesagt: „Lost Horizons“ ist, obwohl im Vorfeld vielgelobt, eine extrem schläfrige Angelegenheit. Das Album klingt ähnlich wie die Jobs, denen Nick Franglen und Fred Deakin im wirklichen Leben nachgehen: Grafik-designte Sounds als musikalischer Background zu elektronischer Landschaftsgärtnerei, der zwar eine ähnlich farbenfrohe Atmosphäre verbläst wie das psychedelische Coverartwork, aber auf acht überlangen Tracks jegliche Linie und Stringenz vermissen läßt. Selbst Augenzwinkern nützt nicht viel, wenn man beim Hören der Scheibe die verklebten Glupscher kaum aufkriegt, und wenn um Stück vier herum erstmals so etwas wie ein straighterer Beat anhebt, ist schon längst nichts mehr zu retten – da interessiert es nicht mal mehr, ob der wissenschaftliche Sample-Sprecher auf „Experiment Number Six“ nun seine eigenen Pillen-Grenzerfahrungen verarbeitet oder live aus der Tierversuchsanstalt berichtet. Eine Menge Artwork-Aufhebens um ein Album, das wie ein buntes laues Lüftchen an einem vorbeirauscht, ohne nennenswerte Spuren in der Landschaft zu hinterlassen. Alles wird Muzak.
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