(Artoffact/Cargo)
Vom Noise-Rocker zum Synthie-Schrat – nicht viele Musiker legen eine so verblüffende Entwicklung hin wie Krummi Björgvinsson. Ein Album wie „Fearless“ hätte man dem Isländer 2012 jedenfalls nicht ohne Weiteres zugetraut. Doch wer Legend als rein elektronischen Ableger der nordischen Post-Hardcore-Band Mínus einsortiert, denen sei gesagt: Björgvinsson und Kollege Halldór Björnsson haben das Steuer herumgerissen und zeigen sich auf ihrem zweiten Album weitaus metallischer aufgelegt – vielleicht auch eine Folge der Split-Single mit den Landsleuten Sólstafir. Und auch wenn „Midnight Champion“ harsche EBM-Kracher wie „Burn To Suffer“ oder „Scars“ enthält, muss der Hörer jederzeit mit donnernd dazwischen grätschenden Gitarrenschlägen rechnen, die die ohnehin massiven Sequenzer-Attacken zusätzlich verwildern. Der Frontmann erstaunt zudem erneut mit seiner wandelbaren, zumeist glasklaren Stimme, die aus elektronisch grundierten Schleichern wie dem Titelstück oder „Adrift“ hymnisch ausladende Epen macht. Die Produktion ist herausragend, das Songwriting vorzüglich – und über Begriffe wie Electro, Metal oder Post-Punk ist dieses majestätisch seine dunklen Kreise ziehende Album längst erhaben. „Gravestone“ leistet sich kurz vor Schluss sogar eine absichtlich klischeebeladene kleine Gothic-Albernheit, ehe „Children Of The Elements“ einen genauso verspielten wie zupackenden Schlusspunkt setzt. „Fearless“ war ein beeindruckendes Debüt – „Midnight Champion“ ist nun Legends vorläufiges Meisterwerk.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 11/2017
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