Wenn die Nornen das Schicksal sich selbst überlassen und am Fuße der Weltesche Luftgitarre spielen, wenn Bifröst bebt und Thor euphorisch den „Hammer Of The Gods“ kreisen lässt, dann muss es daran liegen, dass „Myths Of Fate“ durch ein Datenleck göttliche Gefilde erreicht hat. In unserer Welt wird das neue Leaves’-Eyes-Opus ebenfalls Spuren hinterlassen. Schließlich ist es dem Quintett gelungen, dem epischen Konzeptalbum „The Last Viking“ einen Langspieler folgen zu lassen, der mindestens ebenbürtig, im Detail sogar noch stärker ist. Liegt der offensichtlichste Unterschied in den Lyrics, die sich diesmal an mythischen Geschichten statt an Geschichtsschreibung orientieren, so ist es bei aufmerksamem Hinhören vor allem die Stimme von Elina Siirala, die noch zwingender wirkt. Kraftvoll klang die Frontfrau schon immer. Sowohl von der Tonlage, als auch vom Ausdruck her kommen auf „Myths Of Fate“ aber neue Facetten hinzu, was den erzählerischen Charakter der Songs steigert und für zusätzliche Abwechslung sorgt. Vielfalt ist bei Leaves’ Eyes ja ohnehin Programm. Hörner eröffnen das kernig kämpferische „Sons Of Triglav“, „In Eternity“ und mehr noch „Goddess Of The Night“ zeigen die ruhigere, folkigere Seite der Band, „Einherjar“ ist eine Hymne, die nach Euphorie auf dem Festivalacker und Nackenschmerzen klingt, in „Forged By Fire“ prallen orchestrale Dramatik und Doublebassgewitter aufeinander. Die Bestimmung von „Myths Of Fate“ liegt also auf der Hand: Das von Elinas Vokal-Gegenpart Alexander Krull produzierte Album wird die Anhängerschaft der Band vergrößern und amtlich abräumen. Wetten?

Christoph Kutzer

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