(Vertigo/Universal)
Geheimniskrämerei gehört dazu, wenn Lana Del Rey ein neues Album veröffentlicht. Über Monate kommen aus der Gerüchteküche kleine Häppchen, dann plötzlich steht der ganze Braten auf dem Tisch. Mit „Lust For Life“ ist die Portion diesmal üppig ausgefallen. Ganze 16 Songs auf epischer Breite serviert Del Rey, aber ist auch Klasse in der Masse? „Lust For Life“ greift zunächst den Faden von „Honeymoon“ auf, das sich entschleunigt und, oberflächlich betrachtet, zunächst alles andere als aufregend zeigte, sich aber doch mit Eleganz ins Ohr grub. Mit dem Unterschied, dass die Amerikanerin die Melodie wieder stärker in den Vordergrund holt, sie mit nebeliger Atmosphäre übergießt und mit spröde-erotischer Stimme durch die Inhalte führt, die von der Festivalphilosophie („Coachella – Woodstock In My Mind“) bis zu gesellschaftlichen Betrachtungen („God Bless America – And All The Beautiful Women In It“ oder „When The World Was At War We Kept Dancing“) reicht. Auch wenn die unmittelbaren Popmomente mit „Love“, „Cherry“ oder dem Duett mit The Weeknd, „Lust For Life“, wieder größer geworden sind, die Leichtfüßigkeit von „Born To Die“ erreicht Del Rey nicht mehr. Trotzdem ist „Lust For Life“ ein Schritt nach vorne, denn das Album ist gefüllt mit Duetten. Neben The Weeknd sind Stevie Nicks (Fleetwood Mac) und Sean Ono Lennon dabei ebenso wie die Rapper A$AP Rocky und Playboi Carti, die in „Summer Bummer“ und „Groupie Love“ für ganz neue Facetten im Lana Del Rey-Sound sorgen. Einzig „Get Free“, das kräftig bei Radioheads „Creep“ abkupfert, trübt den positiven Gesamteindruck, ändert aber nichts daran, dass „Lust For Life“ ein Album mit viel Potential ist. Wie „Honeymoon“ erschließt es sich jedoch erst nach mehrmaligem Hören.
Torsten Schäfer
Veröffentlicht: 09/2017
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