Auf Fragen nach seinen Beweggründen und ü£berlegungen zu neuen Veröffentlichungen antwortet Tilo Wolff stets ausführlich, ohne dabei je vorschreiben zu wollen, was Hörerinnen und Hörer darin finden sollen. Im Falle von „Echos“ höchstens inhaltlich, denn in „Echos“ findet sich eine Suche. Wer mit von konventionellen Orchestern generierten Klängen nichts anfangen kann, wird das eröffnende „Kyrie“ mit seiner über zehnminütigen Spielzeit wie eine nicht zu überwindende Hürde empfinden und sich wundern, wie auf einem Album Strukturen aus der Popmusik, am deutlichsten vielleicht in „Durch Nacht und Flut“, neben solchen aus der Klassik stehen können, wobei ÔÇÜKlassikÔÇÖ nicht als musikalischer Epochenbegriff sondern als Sammelbegriff gemeint ist. Orchester gibt es schon lange im Klangbild von Lacrimosa, ihre Existenz verraten hier allerdings bereits die Untertitel Ouvertüre (für „Kyrie“) und Requiem für drei Gamben und Klavier (für das abschließende „Die Schreie sind verstummt“), was einen ausgeprägten Klassikbezug ankündigt, der auch musikalisch eingelöst wird. Gleichsam ist „Echos“ durch und durch typisch für Lacrimosa und wird die Lager wieder spalten, wie immer eigentlich, aber angesichts der kompositorischen Leistung dürfte es gelingen, einige ins Lager der Lacrimosa-Anhänger zu ziehen.
Veröffentlicht: