Seit irgend einer der zahlreichen Reunions, Abschiedsgigs und sonstigen vermeintlich einmaligen Jahrtausendereignissen des im Kiss-Universum zelebrierten Rock ÔÇÿn Roll all nite hat das Wirken der kollektiven Make-up-Legende aus Detroit Rock City bzw. New York einen faden Beigeschmack von maximaler Gewinnerwirtschaftung aus Fanvermögen bekommen. Neben allem üblichen Merch-Kram noch Kiss-Golfbälle, Kiss-Christbaumkugeln, Kiss-Särge, Kiss-Klorollen und Kiss-Kleinwagen ÔÇô nichts, was es nicht gibt für Kohle mit dem Kiss-Logo drauf. Nichts desto trotz stehen dem wirklichen Fan angesichts „Alive IV“ selbstverständlich die Tränen in den umschminkten Augen: Auf zwei CDs und in pathetische drei Akte unterteilt gibt sich die härteste Rockband aller Zeiten die Ehre, ihre größten Hits noch einmal live darzubieten. Zusammen mit dem 60köpfigen Melbourner Symphonieorchester spielte man im Februar dieses Jahres seinen spektakulären Megagig ein. Der erste, eher herkömmliche Akt zeigt die legendären Maskenrocker noch ohne orchestrale Verstärkung mit Stücken wie „Deuce“, „Strutter“ oder „Psycho Circus“, während man im zweiten Akt auf den vollständig akustischen Songs erstmalig die volle Größe der australischen Virtuosen zu hören bekommt. Noch nie waren die Peter Criss-Schnulze „Beth“ und die eher selten gehörten „Forever“, „GoinÔÇÖ Blind“, „Sure Know Something“ und „Shandi“ so eindringlich und (be)rührend. Richtig Gas geben die Herren Simmons und Stanley dann im dritten Akt bei Kulthymnen wie „Black Diamonds“, „I Was Made For Loving You“ oder „Shout It Out Loud“: Zwar wurden die insgesamt zehn Killerhits nicht gravierend umarrangiert, kommen aber immer noch interessanter und mitreißender um die Ecke als das Liedgut so manch vergleichbarer Rockdinosaurier. Oder frei nach Gitarrist Paul Stanley: „We created another page in Kiss-tory tonight. This is awesome…“ Recht hat er!
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