(Everest Records/Broken Silence)
Eng, düster und bang. Selten hat ein Albumtitel den Nagel so auf den Kopf getroffen. Nach dem experimentellen Ausflug mit Einstürzende Neubauten-Lyriker Blixa Bargeld und dem New Yorker Rapper Black Cracker schnüren die Schweizer Avantgardisten ein zweites Mal den Rucksack. Ausgangspunkt ist ein Text des deutschen Dichters Jean Paul, der sich wie ein roter Faden durch ein Album zieht, das bemüht ist, möglichst jede Form von Kohärenz zu sprengen. Jazz trifft auf HipHop, Post-Rock auf knarzenden Electro, Avantgarde auf postmoderne Zweideutigkeit. Songstrukturen sind eine einzige Illusion und am ehesten ist dieses Album, auf das so viele Stile und Ideen gequetscht wurden, fassbar, wenn man es als großes Ganzes betrachtet. Dann werden die krachig-verzerrten Gitarren von „Hohlspiegel“, der beatgetriebene Electro „Atomic Bomb“, in dem Black Cracker mit ähnlich tiefen Vocals wie Tricky für apokalyptische Momente sorgt, oder die Kakophonie von „Overkill“ zu kleinen Puzzleteilen, die ein größeres Bild ergeben. Angst und bang wird es definitiv all jenen, die geordnete Strukturen und greifbare Melodien benötigen. Wer sich öffnet und den klaustrophobisch-düsteren Tracks genug Raum zur Entfaltung gibt, begibt sich auf einen ungewöhnlichen Trip aus Trompeten, Bargelds nikotinhaltigen Rezitationen und entspanntem Rap. Ob dieser Mix wirklich gut ist, darf dann jeder für sich selbst entscheiden.
Torsten Schäfer
Veröffentlicht: 10/2017
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