(Motor Entertainment/Edel)
Warnung vorweg: Wer Alben bevorzugt, die von vorne bis hinten ein und denselben Sound fahren, dürfte angesichts von „Goliath“, dem acht Jahre nach dem Debütwerk erscheinenden Nachfolger des nach einem Protagonisten aus der Feder Dostojewskis benannten dänischen Sextetts, schlicht überfordert werden. Denn obgleich die Herren um Hauptsongschreiber Sebastian Wolff hinsichtlich ihrer depressiv-pessimistisch kitschfreien Grundhaltung kaum Kompromisse eingehen, bedienen sie sich einer ganzen Reihe mutig diversifizierter Zutaten, die jeden einzelnen Song zu einem überraschenden Erlebnis machen. So folgt auf den schleppend getakteten Rock-Standard zu Beginn („Bad Sign“) mit „The Pain Of Salvation“ ein bombastisch komplex gehaltenes Stück zum Staunen. Wenn anschließend der Trauermarsch von Chopin elegant verhackstückt wird („Atheist In A Foxhole“) oder in „All That I Can Say“ Proto-Glampunk nach Slade-Art zitiert wird, braucht einen nichts mehr zu wundern. Höchstens noch, wie es Kellermensch gelingt, für „Lost At Sea“ einer denkbar simplen Idee wahre Größe angedeihen zu lassen. Bleibt nur die Bitte, nicht wieder acht Jahre verstreichen zu lassen, bis auch das dritte Album verblüfft. Und betört.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 11/2017
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