(Prophecy/Soulfood)
Lange galten Sigur Rós als Nonplusultra, wenn es darum ging, die fantastischen Stimmungen zu vertonen, die die Natur Islands bereithält. Inzwischen wissen wir, dass ihre ätherischen Klanglandschaften nur eine Variante unter vielen sind. Katla. beweisen auf „Móðurástin“, dass sich die Wahrnehmung der heimatlichen Landschaft in ausgesprochen griffiges Songwriting einbinden lässt. Stücke wie „Hreggur“ gehen trotz heftiger Eruptionen im Mittelsegment ohne Weiteres als atmosphärisch durch. Es darf aber auch immer wieder gerockt werden. Nummern wie „Natthagi“ lassen Gedanken an The Cult oder die Fields Of The Nephilim der „Dawnrazor“-Ära zu. Letztere scheinen auch in der Basslinie von „Hvila“ Spuren hinterlassen zu haben. Die isländischen Landschaftsbilder steigen in diesen Fällen eher unterschwellig auf. Mal klingen der ehemalige Sólstafir-Drummer Guðmundur Óli Pálmason und Sänger/Multi-Instrumentalist Einar Thorberg Guðmundsson, als würden sie breitbeinig im Lavafeld rocken, dann wieder zart wie ein Nebelschweif über dem Wasser. Zu Beginn des Titelstücks sieht man den Vulkanausbruch förmlich vor sich. Da sich die verschiedenen Elemente nicht nach vorhersehbaren Schemata abwechseln, sondern konsequent gegenseitig durchdringen, gestaltet sich „Móðurástin“ schon rein musikalisch spannend. Hinzu kommen Texte, die sich mit Extremsituationen menschlichen Seins befassen. „Dulsmal“ etwa enthält Samples, in denen alte isländische Farmer über das Leben nach dem Tod sprechen, während düstere Blechbläser erklingen. Der Song entwickelt auch melodisch eine enorme Sogwirkung und zählt zu den Höhepunkten eines starken Albums, das durch Pálmasons Fotografien im Artwork zu einem kleinen Gesamtkunstwerk wird.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 11/2017
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