INVSN
„INVSN“
(Unter Schafen/Alive)
Es ist immer so eine Sache mit den Bands von Dennis Lyxzén: Entweder sie existieren nicht mehr wie Refused, liegen schon länger auf Eis wie The (International) Noise Conspiracy, oder sie müssen ihren Namen ändern. Letzteres war vor geraumer Zeit bei The Lost Patrol Band der Fall, als eine gleichnamige Gruppe aus den USA ältere Rechte anmeldete, worauf die Schweden sich Invasionen nannten – bis die Vokale weichen mussten und die Buchstaben groß wurden. „INVSN“ mischt nun die Karten neu. Lyxzén steht der Sinn offenbar weder nach brachialem Screamo-Hardcore noch nach klassenkämpferischem Rock’n’Roll. Stattdessen hat das Quintett eine erstaunlich frische Post-Punk-Platte aufgenommen, die statt in wüste Moshpits auf abgedunkelte Tanzflächen gehört. Mit schlanken, beweglichen Songs wie der Single „Down In The Shadows“ oder dem latent elektronisch scheppernden „God Has Left Us Stranded“, das sich von vorwitzigen Licks vorwärtsschubsen lässt und höchstens in der Melodieführung leichte Ähnlichkeit mit The (International) Noise Conspiracys „Capitalism Stole My Virginity“ aufweist. Spätestens „Inheritance“ sorgt dann dafür, dass auch Joy Division-Anhänger die Ohren spitzen – mit unüberhörbar von deren Klassiker „Disorder“ inspiriertem Riffing. „It’s All Coming Back“, zuckt Lyxzén im folgenden Stück zu Recht mit den Schultern – und wenn das so klingt wie auf „INVSN“, ist auch gar nichts dagegen zu sagen.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 06/2014