Iggy Pop
„Post Pop Depression“
(Caroline/Universal)
In einem Kölner Musikclub wurde vor Monaten eine neue Partyreihe eingeweiht. Benannt nach Iggy Pops Magnum opus „Lust For Life“, ist auf ihren Flyern das Rat Pack des Rock in heiliger Dreifaltigkeit zu sehen: Lou Reed, David Bowie – und Iggy Pop. Spätestens seit dem 10. Januar dieses Jahres könnte einem bei diesem Anblick mulmig werden. Und „Post Pop Depression“ klingt auch nicht gerade nach einem Manifest ewiger Jugend und Rebellion. Aber Bangemachen gilt nicht, also sei Entwarnung gegeben: Die personifizierte Halsschlagader Pop gibt den geschobenen Affen (Exzessen und Entzügen) seiner Karriere hier nochmal so richtig Zucker. Für dessen Raffinierung zeichnet Josh Homme hauptverantwortlich, QOTSA-Kollege Dean Fertita und Matt Helders (Arctic Monkeys) assistieren mit sagenhafter Präzision. Wer nun ein QOTSA-Album mit Pop als Vokalisten erwartet, sieht sich jedoch getäuscht. Denn das nostalgisch bei Berliner Zeiten („German Days“) ansetzende Album klingt zumindest phasenweise eher nach Kyuss auf Turkey, ergo nach einem Josh Homme in jungen Jahren. Von Altersmilde also keine Spur: Iggy Pop teilt fein gesponnene Anzüglichkeiten aus und ergeht sich – noch dies eine Mal, vielleicht – in der lustvollen Bekräftigung, dass ein nahendes Ende eine spekulative Frage der Interpretation bleibt. Und tritt der Depression gehörig in den Allerwertesten.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 04/2016