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Artist: Ibeyi
Titel: Ibeyi
- Artist: Ibeyi
- Label/Vetrieb: n/a
Ibeyi
„Ibeyi“
(XL Recordings/Beggarsgroup/Indigo)
‚Ibeyi’ bedeutet in der westafrikanischen Sprache Yoruba ‚Zwillinge’. Lisa-Kaindé und Naomi Diaz sind ebensolche und müssen sich somit den zweiten Teil der Frage ‚Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?’ nicht stellen. Über den ersten Teil hingegen muss beim Debüt der beiden zumindest musikalisch geredet werden. Das ist nämlich in mehreren Welten zu Hause: in der Heimat ihres kubanischen Vaters (wohin einst Yoruba sprechende Afrikaner als Sklaven verschleppt wurden), in den Clubs von Lisa-Kaindés und Naomis Geburtsort Paris und spirituell auch bei den ätherischen bis sakralen Gesängen von Tori Amos, Lisa Gerrard oder Björk. Der schwer fassbare Vorabtrack „Oya“ etwa kommt bis zur Hälfte fast ausschließlich mit den Stimmen der Zwillinge aus, bevor sich eine unterschwellige Basslinie ins Klangbild schiebt und allerlei Schlagwerk klappert. „River“ zieht die rhythmischen Zügel fester an und entwirft eine perkussivere Version des gleichen Doom Soul, den bisher Cold Specks exklusiv hatten, während „Mama Says“ sich als trauernde, aber auch kathartische Piano-Ballade genügt. Und so treibt „Ibeyi“ sein Spiel mit Groove und Kargheit, Elektronik und World Music – meisterhaft in Szene gesetzt von XL Recordings-Chef Richard Russell, der mit seiner präzisen Produktion schon Damon Albarns „Everyday Robots“ sowie den letzten Werken der verstorbenen Legenden Gil Scott-Heron und Bobby Womack einen ähnlich fragmentiert-urbanen Soul verpasste. Ein Album, über das noch zu reden sein wird – zu Recht.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 02/2015
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