(Svart/Cargo)
Seit 2006 treiben Stephen O’Malley (SUNN O)))), Attila Csihar (Mayhem) sowie der immens umtriebige australische Experimentalmusiker Oren Ambarchi ihr gemeinsames, wüstes und für schätzungsweise 99 % der Menschheit – zumindest auf freiwilliger Basis – kaum nachvollziehbares Spiel mit akustisch induzierten Grenzüberschreitungen. Ob sich dabei der Anspruch, den Intellekt mit dem Vegetativen simultan zu übertölpeln, verlässlich wahrt, wird sich auch angesichts von „Impassable Fears“ bestenfalls in Form von empirischen Messungen (Gehirnströme, Magensaftausschüttungen) belegen lassen. Wie so oft im Zusammenhang mit physisch tendenziell stark belastender Musik stellt sich auch hier die Frage, inwiefern der von Gravetemple rauschhaft erzeugte Lärm auch unabhängig von der Konstitution des Hörers seine Wirkung zeitigt. Oder ob es sich letztlich nur um eine Art Privatvergnügen handelt, dessen Genuss nahezu ausschließlich den eigentlichen Akteuren vorbehalten bleibt. Nicht uninteressant wäre eine pränatale Versuchsreihe: Während ein Teil der Brut täglich mit Mozarts „kleiner Nachtmusik“ traktiert wird, werden andere Braten mit „Impassable Fears“ verwöhnt. Nur um am Ende der Langzeitstudie zu überprüfen, welcher Teil der Probanden im Laufe seines Lebens einen stärkeren Sinn für das Schöngeistige entwickelt. Da Abhärtung bekanntlich stärkt, dürften sich die im Mutterleib mit Gravetemple Beschallten auf jeden Fall einer vergleichsweise höheren Lebenserwartung erfreuen.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 06/2017
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