(30th Century Records/Columbia/Sony)
Grandaddy hatte man eigentlich abgeschrieben. Schon vor der Veröffentlichung ihres letzten Studioalbums „Just Like The Fambly Cat“ anno 2006 hatten die Kalifornier ihre Auflösung verkündet. Zwar tourte das Indie-Quintett seit 2012 wieder sporadisch, aber an ein neues Album glaubte niemand mehr. Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich Grandaddy doch nochmal ins Studio begeben und mit ihrem fünften Longplayer „Last Place“ großes Kino mit intimen Momenten festgehalten. Die lange Pause hat gutgetan, denn die zwölf Stücke verschmelzen zu einer Art Best Of des Grandaddy-Sounds. Zuckersüß und gut gelaunt legt der Opener „The Way We Won‘t“ den Grundstein für einen Ausflug in die höheren Sphären, wo sich Grandaddys synthlastiger Indie Space Rock gerne tummelt. Schräg, verquastete Fantasiewelten erkundet Jason Lyttle nach wie vor, versieht sie mit einem Mix aus sanfter Zuversicht und melancholischen Tupfern wie in „The Boar Is In The Barn“ oder „That’s What You Get For Gettin‘ Out Of Bed“. „I Don’t Wanna Live Here Anymore“ ist der vielleicht deprimierteste Moment auf „Last Place“, doch der Notausgang ist immer gut ausgeschildert in der Musik von Grandaddy. „This Is The Part“ mit seiner sinfonischen Untermalung, das malerische „Jed The 4th“ oder „A Lost Machine“ sind Eskapismus pur! Auch nach zehn Jahren Pause sind Grandaddy immer noch ein sicherer Hafen für verlorene Seelen mit Hang zum schwermütigen Optimismus.
Torsten Schäfer
Veröffentlicht: 03/2017
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